Seniorenzentrum Katharinengarten in Ingolstadt beteiligt sich am bundesweiten AWO-Projekt
Klimaschutz und Pflege, geht das zusammen? Ja! Das wird schnell klar im Gespräch mit Ralph Bartoschek, Leiter des Seniorenzentrums Katharinengarten in Ingolstadt. Und was bedeutet das genau, klimafreundlich pflegen? Im Falle des AWO-Seniorenzentrums in Ingolstadt kam das Thema über ein Projekt des Bundesverbands ins Haus, und zwar im Mai 2021.
Daraufhin wurde ein Projektteam aus zwei Pflegekräften, Einrichtungsleitung, Pflegedienstleitung, Sozialdienstleitung sowie Hauswirtschaftsleitung gebildet, ein CO2-Abdruck des Hauses ermittelt und auf verschiedenen Ebenen damit begonnen, passende Maßnahmen zu ergreifen: Zum Beispiel um Energie, Strom und Wasser zu sparen, über Mobilitätsalternativen zum Auto nachzudenken, mehr regionale und Bio-Produkte zu verwenden sowie Speisereste und Fleischkonsum zu reduzieren. Toilettenpapier, Servietten und Müllsäcke wurden bereits auf Recycling-Produkte umgestellt. Nächstes Jahr soll der Erfolg der Maßnahmen geprüft und 2024 erneut ein CO2-Abdruck des Hauses ermittelt werden.
Daten sammeln für den CO2 -Fußabdruck
Aber eins nach dem anderen: Das Projekt, an dem sich das Seniorenzentrum Katharinengarten beteiligt, ist bereits das zweite seiner Art des AWO-Bundesverbands. Die erste Runde von „Klimafreundlich pflegen“ ging von 2018 bis 2021 mit rund 40 Einrichtungen bundesweit an den Start. Die zweite Runde ist nun von Frühjahr 2021 bis 2024 angesetzt. Grundlage ist die Bilanz eines CO2-Fußabdrucks aller teilnehmenden Einrichtungen. Darauf aufbauend ist das Ziel, systematisch vor Ort Klimaschutz-Maßnahmen (Klimaschutzplan) zu planen, umzusetzen und auf ihre Wirkung hin zu prüfen. Klimafreundlich pflegen Seniorenzentrum Katharinengarten in Ingolstadt beteiligt sich am bundesweiten AWO-Projekt Für die Erstellung eines CO2-Fußabdrucks füllte Einrichtungsleiter Bartoschek einen rund 40 Seiten langen Fragebogen aus. Dabei ging es um Angaben zum Strom- und Heizenergieverbrauch sowie um Daten aus der Mobilität, Verpflegung, Reinigung und Wäscheversorgung. Das Projektteam des Bundesverbands und ein externer Dienstleister werteten die Daten aus. Die Emissionen wurden zum einen auf die Einrichtung als Gesamtes errechnet, zum anderen pro Pflegeplatz, sodass ein Vergleich mit anderen Einrichtungen auf verschiedene Art und Weisen möglich ist.
Wasser sparen und vieles mehr
„Das fundierte Ergebnis war den Aufwand wert“, sagt Bartoschek. Denn: Zum ersten Mal wurden systematisch solche Fakten über das Haus erhoben und ausgewertet. Das Ergebnis basierte nicht auf Spekulationen und Vermutungen, sondern lieferte echte Benchmarks, das heißt Vergleichszahlen, anhand derer Veränderungen im Haus und Vergleiche mit anderen Häusern gemessen werden können. Wo liegt das Einsparungspotential des Katharinengartens in Ingolstadt? Aus dem Fußabdruck konnte herausgelesen werden, dass das Seniorenzentrum einen hohen Wasserverbrauch hat. Das liegt vor allem daran, dass die Region Ingolstadt sehr kalkhaltiges Wasser hat, Spülkästen dadurch kaputtgingen und wesentlich mehr Wasser durchlief. Mit dem Einbau neuer Kästen und einer Salzanlage konnte der Kalk im Wasser und der Wasserverbrauch reduziert werden. Investieren und sparen Dieses Beispiel zeigt, dass das Projekt sinnvolle, aber gleichzeitig auch hohe Investitionen erfordert. Entsprechend sind diese abzuwägen und nach und nach in den Haushalt einzubringen. Weitere Investitionsideen im Katharinengarten sind: eine Photovoltaikanlage inklusive Lademöglichkeit für E-Bikes vor dem Haus.
An den Beispielen „Essensversorgung“ und „Mobilität“ wird deutlich, dass geplante Veränderungen nur gemeinsam mit den 120 Bewohner*innen und Mitarbeiter*innen in Angriff genommen werden können. Die Mahlzeiten stellen für viele Bewohner*innen einen zentralen Punkt im Tagesablauf dar. Und sie sind Grundlage für das Wohlbefinden und die Lebensqualität der Senior*innen. Daher bezieht das Projektteam die Bewohner*innen mit ein bei der Frage, ob und wie die Zubereitung des Essens klimafreundlicher gestaltet werden kann. In einem ersten kleinen Schritt könnte es zum Beispiel eine vegetarische Alternative zu einer Mahlzeit mit Fleisch geben. Die Mitarbeiter*innen wurden mit einer Umfrage zum Thema Mobilität beteiligt. Das Ergebnis: Bei einer (E-) Rad freundlichen Infrastruktur, zum Beispiel mit Lademöglichkeit, würde die eine oder der andere über einen Umstieg aufs Fahrrad nachdenken. Diese und weitere Maßnahmen wurden auch in einer Personalversammlung präsentiert.
Einen Beitrag leisten
Das Fazit zur Halbzeit des Projekts: Klimaschutz ist möglich, gerade in einer stationären Pflegeeinrichtung. Durch den systematischen, auf Fakten basierenden Ansatz, können Maßnahmen ergriffen und bewertet werden. Vielmehr noch: Wer einmal anfängt, sein Haus auf Einsparpotentiale zu durchforsten, stößt auf immer mehr Ansatzpunkte, die wiederum weitere Kreise ziehen: Sei es zu Fragen der Machbarkeit oder der Beteiligung Betroffener. Für Ralph Bartoschek steht jedoch fest: „Die Klimaproblematik wird immer deutlicher und komplexer. Es gibt viel zu tun. Wir hier in Ingolstadt wollen dazu in unserem Seniorenzentrum einen kleinen aktiven Beitrag zum Umwelt- und Klimaschutz leisten.“
Linda Quadflieg-Kraft
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Auszug aus der WIR-Mitgliederzeitschrift Ausgabe 3.2022.
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